SV Matzlow-Garwitz hatte zum 30-jährigen Jubiläum HSV Hamburg zu Gast
Beim Schlusszeichen gehen alle Blicke zur Anzeigetafel in der Spornitzer Sporthalle. Obwohl das Ergebnis eigentlich unwichtig ist, denn bei diesem Spiel steht der Spaß am Handball im Vordergrund. Der Sportverein Matzlow-Garwitz aus der Verbandsliga trifft auf den fünf Klassen höher spielenden Erstliga-Aufsteiger HSV Hamburg. Zu seinem 30-jährigehn Bestehen bereitete der Verein mit Begeisterung und Akribie perfekt ein Handballfest vor, bis hin zu einem durchdachten Hygienekonzept. Wer keine Eintrittskarte für die Sporthalle abbekam, kann das außergewöhnliche Spiel draußen live auf einer Leinwand verfolgen.
Jedes Tor für die Einheimischen wird von den Zuschauern lautstark bejubelt, während die Gäste etwa mit super Anspielen an den Kreis, pfeilschnellen Kontern oder einem Kempa-Trick schon nach einer Viertelstunde zum 13:4 glänzen. Und manchmal zaubern sie gar für das Publikum. Da wird vermeintlich aus dem Rückraum geworfen, der Ball aber zum Rechtsaußen gespielt, der bereits in der Luft ist, selbst aber auch nicht wirft, sondern noch einmal in die Kreismitte passt, von wo aus gewissermaßen ein doppelter Kempa-Trick vollendet wird. Handballkunst eben, genauso wie ein unglaublicher Dreher aus ganz spitzem Winkel ins Tor. „Wir haben bewusst die Räume für die Außen und Kreisläufer genutzt, sind auch sehr viele Konter gelaufen. In so einem Spiel muss man nicht von elf Metern werfen“, erklärt Blaženko Lacković, Co-Trainer an der Seite von Torsten „Toto“ Jansen, warum es kaum Tore aus dem Rückraum gibt. Am wichtigsten sei, dass die Zuschauer Spaß haben, am Ende alle happy und die Spieler gesund sind. Nach einem anstrengenden Trainingslager in Wittenberge sei dies ein guter Abschluss. „Wir haben dort hart gearbeitet“, meint dann auch Nationaltorhüter Johannes Bitter in einem kurzen Gespräch.
In der kleinen Lewitz-Gemeinde spielte Handball gefühlt schon immer eine große Rolle. 1991 kam es dann durch Hans-Jürgen Tiedtke zur Neugründung des SV Matzlow-Garwitz. Dieser hat heute 154 Mitglieder. Sie spielen in zehn Mannschaften von der F-Jugend bis zu den Senioren, die meisten in der Bezirksliga, erstmals auch eine männliche E-Jugend sowie die Frauen. Mit der männlichen Jugend C möchte der Verein den Sprung in die höchste Spielklasse des Landes schaffen. Die Männer wurden in der Saison 2012/13 Landesmeister, die männliche Jugend A konnte sich in der Saison 1996/97 in der Regionalliga behaupten. Besonders stolz sei der Verein, sagt Dominik Tiedtke, der die Geschicke als Vorsitzender vom Vater übernommen hat, auf seine 20 ausgebildeten Trainer. In der Halbzeitpause stellte er den SV auf der Leinwand kurz vor.
Noch einmal zu Blaženko Lacković, der als Spieler für Kroatien Olympiasieger und Weltmeister war sowie in mehreren Ländern Meister und Pokalsieger. Auf die Frage, ob er in einem Spiel schon mal so viele Tore seiner Mannschaft erlebt hat, lacht er kurz. Es seien schon mal über 60 gewesen, er wisse aber nicht, wie viele dazu noch der Gegner geworfen hat. Andreas Sarakewitz, Trainer des tapferen Verbandsligisten, wollte zumindest eine zweistellige Torausbeute für seine Mannschaft. Das gelang besser als gedacht. Na, ja, räumt er ein, die Hamburger hätten richtig Tempo gespielt, in der Abwehr aber nicht so zugegriffen wie gewöhnlich. Ach so, die Anzeigetafel: 23:59 nach 10:32 zur Halbzeit.
Im Vorspiel gab es zwischen der männlichen Jugend C des SV Matzlow-Garwitz und der Bezirksauswahl West ein 25:25.
Rüdiger Rump
Bildtext:
Nach dem sehenswerten Spiel ein gemeinsames Foto beider Mannschaften.
Autogramme von Nationaltorhüter Johannes Bitter waren besonders gefragt, und dafür fand sich überall Platz. Fotos: Rüdiger Rump