Der flinke Rechtsaußen

Jaris Tobeler vom HC Empor Rostock spielt in der U21-Nationalmannschaft

Er ist derzeit der einzige Handballer aus Mecklenburg-Vorpommern in einer DHB-Auswahl: Jaris Tobeler vom Drittligisten HC Empor Rostock, der seit 2016 alle Jahrgänge beim DHB durchlaufen hat, gehört aktuell der U21-Nationalmannschaft an.

Der gebürtige Flensburger stammt aus einer sportbegeisterten Familie im benachbarten Harrislee. Die Mutter sei Handballerin gewesen, allerdings in keiner höherklassigen Mannschaft, erzählt Jaris. Als Steppke habe er beim TSV Nord nebenbei auch Fußball gespielt, sich aber entscheiden müssen, als es zum Gymnasium ging – und so sei er endgültig zum Handball gelangt. Da der Heimverein keine Mannschaft in der Altersklasse männlich hatte, meldete er sich mit einigen Mannschaftskameraden beim großen Nachbarn an, der SG Flensburg-Handewitt. Als Erster habe ihn dort E-Jugend-Trainer Hauke Grösch „richtig geprägt“, erinnert sich Jaris.

Mit 16 kam die erste Berufung vom DHB. „Fünf, sechs Leute“ aus der Zeit seien bis heute dabei. Mit der U19 wurde der Linkshänder Vizeweltmeister in Nordmazedonien und er selbst sogar Topscorer der Mannschaft, wozu eine Reihe verwandelter Siebenmeter beigetragen hätte. Er würde gern im Rückraum spielen und werde dort auch gelegentlich eingesetzt, doch mit nur 1,83 Metern Körpergröße stünden die Chancen dafür weniger gut, so das Außen rechts seine Stammposition sei.

Auf die Frage, woran er sich als Handballer bislang besonders gern erinnert, nennt der 21-Jährige den Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit der A-Jugend der SG Flensburg-Handewitt. „Das war am prägendsten, extrem cool und nach Jahren im Jugendbereich der SG ein perfekter Abschluss.“ Um dann aber in dem Spitzenklub bei den Männern schnell Fuß zu fassen, bedürfe es schon außergewöhnlichen Talents, schätzt selbst der DHB-Nachwuchskader realistisch ein. Und er wollte viel Spielpraxis auf möglichst hohem Niveau, um sich weiterzuentwickeln. Deshalb sei ihm die Entscheidung nicht allzu schwer gefallen, als Trainer Till Wiechers vom HC Empor ihn gern in Rostock haben wollte. Obwohl er ein Familienmensch sei, elf Jahre im gleichen Verein gespielt habe und sich bis dahin neben dem Handball um nichts zu kümmern brauchte. Doch Jaris wusste, dass er in Rostock bekannte Gesichter aus Flensburger Zeiten treffen würde, was ihm den Vereins- und Wohnortwechsel erleichtert habe. Und als Sportsoldat in einer Fördergruppe im westfälischen Warendorf, wo auch die Lehrgänge der Auswahl stattfinden, könne er sich voll und ganz auf Handball konzentrieren.

Seine damalige Entscheidung für den Handball habe er nie bereut, sagt der freundliche und umgängliche junge Mann. „Handball ist ein geiler Sport.“ Ihm gefalle, dass es eine Mannschaftssportart sei mit Kontakt auf engstem Raum, bei der es richtig zur Sache gehe. Und er sei ohnehin kein Einzelsportler.

Jetzt wolle er alles geben, um mit dem HC Empor den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu schaffen. Darüber hinaus denke er derzeit nicht. Natürlich sei es sein großer Wunsch, mal in der 1. Liga zu spielen. Schade, dass nach der wegen Corona ausgefallenen Europameisterschaft der U20 im Vorjahr nun auch die diesjährige U21-Weltmeisterschaft im Sommer in Ungarn von der IHF abgesagt wurde. Vielleicht klappt es wenigstens noch mit zwei Länderspielen gegen den ursprünglichen WM-Gastgeber als Abschluss der Juniorenzeit dieses DHB-Jahrgangs.

Beruflich schwebt ihm ein Studium im Bauwesen vor, „irgendwas mit Statik“. Im ersten Lockdown, als kein Training war, sei er zu Hause bei den Eltern gewesen und habe sich schon mal in dem Metier als Spatenjunge beim Tiefbau betätigt. „Rumsitzen und nichts tun“, sei nichts für ihn. Umso mehr freut sich der flinke Rechtsaußen wieder über das Handballspielen.

Rüdiger Rump

Foto: Henrik Schipper/DHB