Strategiepapier zur Zukunft des Frauenhandballs / Michelmann: „Wir glauben an das Potenzial“
Der Deutsche Handballbund drängt auf eine erfolgreiche Zukunft des Frauenhandballs. Der Weg und notwendige Maßnahmen bilden die Inhalte eines Strategiepapiers, das weit über einen Erfolg bei der gemeinsam mit den Niederlanden auszurichtendenWeltmeisterschaft im Dezember 2025 hinausweist. Eine seit Monaten wirkende Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Landes- und Ligaverbände, Trainer*innen sowie aktiven und ehemaligen Nationalspielerinnen erstellte dieses Strategiepapier, das dem an diesem Sonntag in Potsdam tagende Bundesrat präsentiert wurde.
„Wir glauben an das Potenzial des Frauenhandballs in Deutschland. Jetzt ist es an uns allen, mit diesem Glauben auch Strukturen für Erfolg aufzubauen“, sagt Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes. „Wir haben Nationalmannschafen und Ligen unserer internationalen Konkurrenz analysiert und festgestellt, dass es zwischen deren Qualität und Erfolgen in der Regel einen direkten Zusammenhang gibt. Für einen Frauenhandball, der die Attribute erfolgreich, wirtschaftlich, ja sogar lukrativ und damit unabhängig von der Entwicklung des Männerhandballs kombiniert, wollen wir unsere Nationalmannschaft und zugleich unsere Ligen als deren Fundament stärken. Dies im Gleichschritt zu schaffen, ist einer unserer zentralen Aufträge im Jahrzehnt des Handballs. Hier müssen wir ansetzen, um dem großen Einsatz, mit dem vielerorts für den Frauenhandball gearbeitet wird, gerecht zu werden.“
Axel Kromer, DHB-Vorstand Sport, erklärt: „In den vergangenen Jahren haben wir mit unserer Nationalmannschaft hochgesteckte Ziele immer wieder nicht erreicht. Von innen und außen wird wahrgenommen, dass es einen sehr großen Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit gibt. Es geht nicht um einzelne Nominierung oder Coaching in bestimmten Situationen – wir müssen in einer umfassenden und vielschichtigen Reform die Struktur des Frauenhandballs entwickeln, die Qualität der Spielerinnen verbessern und so mit Vereinen und Nationalmannschaft auf Top-Niveau konstant konkurrenzfähig zu werden. Natürlich berührt gerade die Veränderung des Ligen-Systems die Breite, aber wir müssen fundamental handeln, um für den Frauenhandball erfolgreich zu sein.“
Als Energiequelle für den gesamten Frauenhandball soll eine in der Weltspitze etablierte Nationalmannschaft dienen, über die Vorbilder für den Mädchenhandball entstehen. Angestrebt sind Finalplätze (eins bis acht) bei allen internationalen Meisterschaften, insbesondere ein Erfolg bei der WM 2025 und bereits ab 2024 Medaillen bei Olympischen Spielen. Die bisher letzte Medaille datiert mit WM-Bronze aus dem Jahr 2007.
Zum Erfolg führen soll ein umfassender Ansatz, der von der qualitativenWeiterentwicklung des HBF-Jugendzertifikats bis zu einer möglichst in der Saison 2022/23 beginnenden Optimierung der Ligastruktur von HBF bis zu den Landesverbänden sowie der Pokalwettbewerbe reicht. Das Niveau der Handball Bundesliga Frauen soll gehoben werden, sodass die HBF-Vertreter zur europäischen Spitze aufschließen können. „Jeder muss bereit sein zu geben, damit der Frauenhandball insgesamt erfolgreicher werden kann“, sagt Kromer. „Das Ligen-System bleibt auch nach dem mittelfristigen Wegfall der 3. Liga durchlässig, so dass weiterhin Mannschaften aus den Oberligen in die 2. Liga aufsteigen können.“
Die Top-Talente der U-Nationalmannschaften sollen die Chance erhalten, künftig verstärkt an deutschen Standorten optimal gefördert und auf den Weg in die internationale Klasse vorbereitet zu werden. Dies soll sowohl zentral durch den Deutschen Handballbund als auch durch entsprechend zertifizierte HBF-Vereinegeleistet werden. Kromer: „Mit der Idee, künftig 2. Mannschaften auch in der 2. Liga spielen zu lassen, soll den Top-Talenten kommender Generationen mehr Nähe zu und Training in Top-Teams garantiert werden, um eine bessere Ausgangsbasis für die weitere Karriere zu schaffen.“
Die Arbeit an den Strukturen des Frauenhandballs reicht über die Spielfelder in den Arenen und den Trainingshallen hinaus. Der Deutsche Handballbund bereitet sich darauf vor, Frauen in den Handball-Verbänden auf nationaler und internationaler Ebene verstärkt zu fördern.
Die Arbeitsgruppe Frauenhandball besteht aus DHB-Präsident Andreas Michelmann, Vorstandsvorsitzendem Mark Schober, Vorstand Sport Axel Kromer, den DHB-Vizepräsidenten Hans Artschwager (Sprecher der Landesverbände) und Carsten Korte (Vorsitzender der Jugendspielkommission), HBF-Vorsitzendem Andreas Thiel und der ehemaligen Nationalspielerin Anna Loerper. In weiteren Gruppen waren themenspezifisch die früheren Nationalspielerinnen Clara Woltering, Anja Althaus undJulia Behnke, die Bundesligatrainer André Fuhr, Markus Gaugisch und Herbert Müller, Chef-Bundestrainer Nachwuchs Jochen Beppler und HBF-Geschäftsführer Christoph Wendt aktiv.
DHB