Goldene olympische Handball-Momente vor 35 Jahren

16 mit WM-Medaillen…

So konnten bislang 16 Mecklenburger und Vorpommern, seit fast 60 Jahren, seit 1958 Medaillen bei Hallen-WM im Handball erkämpfen: 1958 gab es Bronze für Hans Beier, Hans-Jürgen Hinrichs, Klaus-Dieter Matz, Günter Mundt und Wolfgang Niescher, der zeitweise bei Wissenschaft Greifswald bzw. beim SC Empor Rostock spielte. Die Hallen-Handball-WM 1958 wurde seinerzeit in der DDR ausgetragen und Schweden setzte sich vor der Tschechoslowakei, der gesamtdeutschenMannschaft und Dänemark durch.

Hans-Jürgen Hinrichs, der 1933 im mecklenburgischen Rodenwalde geboren wurde, gehörte auch zum gesamtdeutschen Aufgebot bei den WM 1961 in Westdeutschland als die gesamtdeutsche Mannschaft Vierter wurde. Sogar für „Team U.S.A.“ stand Jürgen Hinrichs im Tor – bei den WM 1964 in der Tschechoslowakei. Allerdings kamen die US-Boys mit dem mecklenburgischen Goalie nicht über die Vorrunde hinaus, mußten Niederlagen gegen die DDR mit 9:20, gegen Jugoslawien mit 3:22 und gegen Westdeutschland mit 13:24 hinnehmen. Was aber nicht an Jürgen Hinrichs gelegen hat…

Die erfolgreichen 1970er

Im Jahr 1970 folgte Silber für Klaus Prüsse, unter anderem ebenfalls Feld-Handball-Weltmeister 1963, Reiner Ganschow, Klaus Langhoff, Gerhard Gernhöfer, Peter Randt (alle Rostock) sowie Josef Rose, der seine Karriere bei Einheit Ahlbeck-Heringsdorf begann und dann beim ASK Vorwärts Frankfurt/Oder aktiv war. Die Hallen-Handball-WM`70 wurden i Frankreich veranstaltet und im Finale unterlag die DDR der rumänischen Mannschaft nach zweimaliger Verlängerung mit 12:13. Den dritten Platz belegte Jugoslawien vor Dänemark.

Das nächste globale Hallen-Handball-Turnier folgte zwei Jahre später bei den Olympischen Spielen 1972 in München, der olympischen Premiere für den Hallen-Handballsport, nachdem es bei den Spielen 1936 in Berlin bereits ein Feld-Handball-Turnier gegeben hatte. Im DDR-Aufgebot waren unter anderem die Rostocker Wolfgang Böhme, Reiner Ganschow, Klaus Langhoff, der gebürtige Goldberger Peter Larisch, der Wahl-Usedomer Josef Rose (ASK Vorwärts Frankfurt/Oder) und der gebürtige Güstrower und zeitweise Empor-Spieler Peter Randt.

Die DDR schaffte vor 43 Jahren Rang vier – hinter Jugoslawien, der Tschechoslowakei und Rumänien. Das westdeutsche Team, mit dem gebürtigen Schweriner Wolfgang Braun, Jahrgang 1944, kam auf Platz sechs. In der Vorrunden-Gruppe B hatte die DDR nacheinander Island mit 16:11, Tunesien mit 21:9 und die Tschechoslowakei mit 12:12 bezwungen. Folgend in der Hauptrunde unterlagen die Ostdeutschen der UdSSR mit 8:11 und bezwangen Schweden mit 14:11, was Rang zwei in der Hauptrunden-Gruppe I und damit das Spiel um Platz drei bedeutete. Im Spiel um Bronze verlor die DDR dann gegen Rumänien mit 16:19.

Weitere zwei Jahre später, 1974 bei den Hallen-Handball-WM in der DDR, wurden Reiner Ganschow, Wolfgang Böhme und Josef Rose Vize-Weltmeister hinter Rumänien.

WM- Bronze erspielten 1978 bei den WM in Dänemark die Rostocker Frank-Michael Wahl, Wolfgang Böhme bzw. Helmut Wilk. Im „kleinen Finale “ wurde Dänemark mit 19:15 geschlagen. Zum Überraschungs-Weltmeister avancierte das bundesdeutsche Team unter anderem mit Manfred Hofmann, Erhard Wunderlich und Heiner Brand, welches die UdSSR im Finale knapp mit 20:19 bezwang. Bei den WM 1986 holte der gebürtige Wismarer und Empor-Spieler Rüdiger Borchardt zusammen mit Vereinskollegen Frank-Michael Wahl und dem DDR-Team Bronze vor Schweden (Spiel um Platz drei 24:23 für die DDR). Den Weltmeistertitel sicherte sich 1986 Jugoslawien vor Ungarn.

Olympia-Gold 1980 – ein nachhaltiger Triumph

Aber zwischen den WM 1978 und den WM 1986 war noch etwas… Tja, das DDR-Olympia-Gold in Moskau. Der Olympiasieg von Frank-Michael Wahl und Hans-Georg Jaunich 1980 war aber das bislang Allergrößte für den Herren-Handballsport in M-V. Leider fehlte damals der dritte Rostocker im Bunde, Wolfgang Böhme, der durch politische Machenschaften von SED-Sportfunktionären und arglistigen Stasi-Mitarbeitern um seine Olympia-Teilnahme betrogen wurde, letztendlich um Olympia-Gold.

Wie war das damals noch, beim Olympia-Turnier 1980?! Zwölf Mannschaften nahmen am Herren-Turnier teil, wobei einige Teams „olympische Nachrücker“ waren, denn der „West-Block“ boykottierte vor 35 Jahren aufgrund der Afghanistan-Invasion der UdSSR 1979 die Spiele in Moskau.

So durfte das westdeutsche Team, als amtierender Weltmeister von 1978, nicht bei Olympia 1980 dabei sein. Auch hier wurden Spieler, wie zum Beispiel Heiner Brand, um ihre Lebensträume gebracht, alles im Namen der „großen Politik“. Vier Jahre zuvor wurden die Sportlerinnen und Sportler aus Afrika, 1976 in Montreal, Opfer ihrer Administrationen. Acht Jahre später, 1984 in Los Angeles, litten die Sportlerinnen und Sportler des damaligen „Ost-Blocks“ unter dem Beschluss ihrer Regierungen, nicht an den Spielen teilzunehmen. Und eben 1980 in Moskau maßten sich ebenfalls geistig und charakterlich indisponierte Politikerinnen und Politiker an, den Weltsport als ihren „Spielball“ zu begreifen.

Im Blickfeld: Das Herren-Olympia-Turnier 1980

Aber zurück zum Olympia-Turnier von 1980. So starteten in Gruppe A die DDR, Ungarn, Spanien, Polen, Dänemark und Kuba. Und in Gruppe B trafen die UdSSR, Rumänien, Jugoslawien, die Schweiz, Algerien und Kuweit aufeinander.

Zwischen dem 20.Juli und 28.Juli dauerte die olympische Vorrunde: Die DDR setzte sich zunächst mit 24:20 gegen Spanien durch, spielte 14:14 gegen Ungarn, gewann dann die restlichen Partien gegen Kuba mit 27:20, Polen mit 22:21 und Dänemark mit 24:20, was Rang eins bedeutete. Die UdSSR setzte sich ihrerseits in Gruppe B durch, womit dem „Traum-Finale“ DDR gegen Gastgeber UdSSR nichts mehr im Wege stand.

Am 30.Juli 1980 war es dann so weit. Vor einer atemberaubenden Zuschauer-Kulisse, die die sowjetische Auswahl förmlich nach vorn peitschte, mußte die DDR mit den Rostockern Hans-Georg Jaunich und Frank-Michael Wahl bestehen – was ihr gelang. In einem an Spannung, Dramatik und Emotionen nicht mehr zu überbietendem Spiel setzte sich die DDR mit 23:22 nach Verlängerung gegen den „Großen Bruder“ durch.

Fast 101000 Zuschauer verfolgten dabei die olympischen Handball-Turniere der Herren und Damen 1980. Der Pole Jerzy Klempel wurde mit 44 Toren bester Werfer vor dem Schweizer Ernst Züllie mit 40 Toren und Vasile Stinga aus Rumänien mit 36 Toren. Frank-Michael Wahl kam auf 33 Tore.

Einer, der eigentlich dazu gehörte und nicht dabei sein durfte, war der erwähnte Wolfgang Böhme, Jahrgang 1949. Er mußte sich das Spiel im TV anschauen und das als langjähriger Kapitän des DDR-Teams… Wenn die Politik in den Sport eingreift, ist noch nie etwas Sinnvolles entstanden – im Gegenteil. Karrieren und Menschen wurden zerstört, der Sport als Mittel zum Zweck degradiert und als „wirtschaftlicher Faktor“ betrachtet.

Welche weiteren wichtigen Handball-Highlights – gerade unter den olympischen Ringen – gab es ansonsten noch aus M-V-Blickwinkel?!

Der gebürtige Güstrower Holger Schneider, der zeitweise unter anderem beim SC Empor Rostock und beim SV Post Schwerin spielte, war bei zwei olympischen Hallen-Handball-Turnieren Akteur, so bei den Spielen 1988 als die DDR Platz sieben belegte und auch 1992 in Barcelona als die vereinigte deutsche Auswahl Platz zehn erreichte. 1992 war auch unter anderem der gebürtige Warnemünder Matthias Hahn Mitglied des deutschen Teams und der Olympiasieger von 1980, Frank-Michael Wahl, war außerdem in den Olympia-Mannschaften 1988 bzw. 1992.

Auch Handball-Frauen aus M-V waren bei Olympia-Turnieren am Start. Christina Voß, Eva Paskuy, Hannelore Burosch und Gabriele Badorek (alle SC Empor Rostock) kamen mit der DDR-Auswahl 1976 in Montreal zu Silber, hinter der UdSSR und vor Ungarn, Rumänien, Japan und Kanada.

Vier Jahre später, beim olympischen Hallen-Handball-Turnier 1980 in Moskau, gab es für die DDR mit der Rostockerin Sabine Röther Bronze. Die sowjetischen Damen wurden – im Gegensatz zu den sowjetischen Männern – die Besten vor Jugoslawien, der DDR, Ungarn, der Tschechoslowakei und der VR Kongo.

Weitere bekannte Handball-Spielerinnen und -Spieler aus M-V

Die gebürtige Rostockerin Andrea Bölk, mithin Weltmeisterin 1993, zeitweise bei der TSG Wismar, bei Empor Rostock und beim Buxtehuder SV, „schrammte“ zweimal knapp an einer Olympia-Medaille „vorbei“. 1992 in Barcelona belegte sie mit der DHB-Auswahl Rang vier und vier Jahre später, in Atlanta 1996, gab es den sechsten Platz. Die gebürtige Rostockerin Birgit Wagner war ebenfalls Mitglied im deutschen Olympia-Team 1992 – wie auch Silke Fittinger, die in Stralsund „das Licht der Handball-Welt erblickte“.

Handball2Nicht vergessen sollte man auch einen Landeshauptstädter… Der gebürtige Schweriner   Stefan Schröder war im Jahr 2007 Mitglied der goldenen DHB-Mannschaft, die bei den Heim-WM vor acht Jahren Weltmeister wurde. Allerdings: Er hatte seinerzeit keinen Einsatz auf „dem Parkett“. … Nicht sein einziger Erfolg: So wurde Stefan mit dem HSV Hamburg 2013 Sieger in der Champions League und gewann den Europapokal der Pokalsieger 2007.

Eine mecklenburgische Handball-Legende ist zweifellos auch Friedrich-Paul („Fiete“) Reder, der legendäre Spieler und Trainer beim SC Empor Rostock, der vor elf Jahren starb.

Weitere bekannte Handball-Spielerinnen und -Spieler aus Vergangenheit und Gegenwart „mit M-V-Background“ sind zudem Heike Axmann, Weltmeisterin 2003, Katja Langkeit, Maxi Hayn, Robert Wetzel, der U 21-Weltmeister 2011 in Griechenland, Tom Wetzel, Martin Ziemer, Antje Lenz, die Junioren-Weltmeisterin 2008 in Mazedonien, Jessica Oldenburg oder Anne Hubinger – nur ein paar Beispiele von vielen…

Aber trotz aller genannten handballsportlichen Erfolge für M-V: Der Olympiasieg der DDR-Herren 1980 bleibt ganz besonders im Gedächtnis – wegen eines denkwürdigen Spieles im Finale, wegen der beiden aktiven Rostocker Hans-Georg Jaunich bzw. Michael Wahl und wegen eines weiteren Rostockers, Wolfgang Böhme, der nicht dabei sein durfte.

Text und Fotos Marko Michels