Matthias Schmidt: Zum ersten Training brachte mich Papa mit der Schwalbe

Als Aktiver spielte er in der Regionalliga.
Mit dem SV  Warnemünde möchte der Coach mittelfristig in die Oberliga.
Von Tommy Bastian
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Rostock. Matthias Schmidt kann nicht anders. Handball ist sein Leben. Der gebürtige Rostocker stammt aus einer sportverrückten Familie. Schon Vater Claus-Peter spielte einst beim HC  Empor. Seit seinem zehnten Lebensjahr verbringt auch Matthias Schmidt beinahe jedes Wochenende in den Sporthallen von Mecklenburg-Vorpommern oder reist sogar über die Landesgrenzen hinaus, um dem Ball in Auswärtsspielen nach­zujagen.
„Als ich neun Jahre alt war, hat mich mein Papa mit der Schwalbe zum ersten Training gefahren“, erinnert sich der heute 42-Jährige. Sein erster Übungsleiter bei der TSG Bau Rostock war damals Werner Bölkow. „Ein richtiger guter Trainer, den mein Vater noch von früher kannte“, erzählt Schmidt. „Mittlerweile ist er leider schon verstorben.“ Bölkow ließ den kleinen Blondschopf zunächst als Linksaußen spielen, dort wurde er die meiste Zeit im Jugendbereich eingesetzt. Später, bei den Männern, agierte der Rechtshänder als Lenker und Denker seiner Teams in der Rückraummitte.
Am Handball fasziniert Matthias Schmidt besonders die Vielseitigkeit. „Unser Sport hat viele Facetten: Tempo, Körperlichkeit, Taktik, Technik und Gemeinschaft. In jeder Sekunde des Spiels kann etwas passieren, es geht hin und her. Während der 60  Minuten kennst du keine Freunde, danach reichst du den Gegenspielern die Hand und trinkst hier und da sogar noch ein Bier zusammen“, beschreibt er.
Über die verschiedenen Nachfolger-Vereine der TSG (u.  a. Grün-Weiß Rostock) landete Matthias Schmidt beim SV  Warnemünde. Dort spielte er bis 2002, ehe er für eine Saison in die Regionalliga zum Bad  Doberaner SV wechselte. Von 2009 bis 2013 lief er auch noch für den SV  Einheit Demmin auf, ehe er erneut nach Rostock zurückkehrte. Mit den Warnemündern belegte er in der Spielzeit 2013/14 den zweiten Rang in der Mecklenburg-Vorpommern-Liga und überredete in der Folge seine Mitspieler und die Führungsriege vom Verein, den Sprung in die Oberliga Ostsee-Spree zu wagen. Dort verpasste der SVW allerdings den Klassenerhalt. Das Trainer-Duo Mathias Schwarz und Detlef Godomski trat Mitte Dezember 2014 zurück, Matthias Schmidt übernahm zur zweiten Saisonhälfte.
Als Trainer setzt er besonders auf Disziplin und Respekt. „Auf und neben dem Spielfeld sollen die Jungs vernünftig miteinander umgehen“, betont der Rostocker. Seine Mannschaft steht für Tempo-Handball. „Der Ball ist der schnellste Mitspieler, die Jungs sollen ihn zügig durch die eigenen Reihen passen. Es gibt Auftakthandlungen bei uns, aber am Ende müssen die Spieler entscheiden, wann und wo sie den Abschluss suchen“, meint Schmidt.
Sein großer Wunsch: Mittelfristig will er mit dem SV  Warnemünde den Landesmeistertitel gewinnen und in die Oberliga zurückkehren. „Das Ziel ist in meinem Kopf fest verankert“, verdeutlicht Matthias Schmidt. Sein Ehrgeiz ist groß. Mit Niederlagen umzugehen, fällt ihm manchmal sehr schwer. Dann braucht er etwas mehr Zeit, um wieder runterzukommen. Klar sei, so Schmidt, der Verein müsse einem Aufstieg natürlich zustimmen. Denn in der 4.  Liga würde der finanzielle und strukturelle Aufwand größer werden.
Aktuell trainieren die Warnemünder zwei Mal pro Woche in der Halle. „Zusätzlich gehen die Spieler in den Kraftraum. Das machen sie selbstständig. Wir haben genug Akteure, die sich gut auskennen aus ihrer Zeit beim HC  Empor“, meint Schmidt.
Mit Maik Hintze und Oliver Wende hat er sogar zwei ehemalige Zweitliga-Spieler in seinem Auf­gebot. Sie führen das sonst junge Team an, das derzeit mit 24:6  Punkten aus 15  Spielen den dritten Tabellenrang in der MV-Liga belegt. „Diesen Platz wollen wir zumindest verteidigen. Güstrow ist zu konstant und nicht mehr vom Spitzenrang zu verdrängen.“
Am vergangenen Freitag mussten sich die Warnemünder im Nachholspiel des Landespokal-Viertelfinals dem Güstrower   HV mit 22:28 geschlagen geben. Der Traum vom Pokalsieg ist damit geplatzt. „Eine sehr ärgerliche Nieder­lage, denn wir wollten unbedingt weiterkommen. Aber wir haben zu viele Chancen vergeben und nicht unsere Bestleistung abgerufen“, kritisierte Matthias Schmidt. Im Liga-Rückspiel am 16.  März wollen die Warnemünder dann zeigen, dass sie gegen einen Gegner solchen Kalibers bestehen können und den GHV bezwingen. Im Hinspiel unterlagen sie mit 25:30.
Ein Gutes hatte der Pokal-K.o. auch. Am Wochenende 6./7.  April haben Matthias Schmidt und Ehefrau Lena, die seit 2010 verheirat sind, beide spielfrei. Die 38-Jährige spielte einst in der 2. Liga für die TSG  Wismar und ist aktuell beim Verbandsligisten Bad  Doberaner  SV aktiv, der ebenfalls schon aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist. Das Sportler-Paar hat zwei gemeinsame Kinder. ­Mika (9) spielt – na klar – auch Handball, im Nachwuchs des HC  Empor Rostock. Töchterchen Linda (4) turnt. „Vielleicht greift sie ja irgendwann auch noch einmal nach dem Ball. Aber das sollen die Kinder selbst entscheiden, da machen wir keinen Druck“, sagt Matthias Schmidt.
Eine Schwalbe wie sein Vater ­besitzt der Hansestädter, der als Sportplatzwart in Warnemünde arbeitet, allerdings nicht. Er fährt seine Kinder mit dem Auto zum Training. Ob sie sich später auch noch so gut an ihre erste Übungseinheit erinnern werden?
Bild: SV Warnemünde