Das Vorgeplänkel ist vorbei, die Europameisterschaft beginnt: Die deutschen Handballer reisten am Donnerstag nach Kroatien. Die Erwartungshaltung vor dem EM-Auftaktspiel am Samstag ist riesig.
Uwe Gensheimer und Andreas Wolff scherzten beim Check-in, Bob Hanning unterhielt die mitreisenden Fans, und Bundestrainer Christian Prokop schritt energisch Richtung Abfluggate. Mit großer Vorfreude und hohen Erwartungen reiste die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Donnerstagvormittag mit der Eurowings-Flug 8974 von Berlin Tegel aus zum Turnier nach Zagreb.
„Je näher das erste Spiel rückt, desto heißer sind wir“, sagte Kapitän Gensheimer wenige Minuten vor dem Abflug. DHB-Vizepräsident Hanning erwartet im Auftaktspiel der „Bad Boys“ am Samstag (17.15 Uhr/ZDF) gegen Montenegro eine „sehr dreckige“ Partie, am Ziel EM-Gold zwei Jahre nach dem Überraschungscoup von Krakau hält er aber fest: „Was soll es für eine andere Zielsetzung geben? Alle träumen davon, so ein Märchen zu wiederholen.“
Von den 16 Spielern, die am Donnerstag nach Kroatien reisten, waren acht Europameister von 2016 an Bord. Bundestrainer Prokop war damals noch nicht dabei, für den Nachfolger von Erfolgscoach Dagur Sigurdsson wird die Europameisterschaft zur internationalen Feuertaufe. Alles andere als das Halbfinale wäre nach dem Gold-Coup von Krakau eine Enttäuschung. Der Druck auf den Senkrechtstarter ist auch deshalb groß, weil er mit seiner Kadernominierung für viel Wirbel gesorgt hat.
Er nehme die Erwartungen zwar wahr, „aber ich bin nicht der Freund, mit Parolen von großen Zielen Schlagzeilen zu produzieren. Ich möchte, dass wir das mit Leistung machen. Entsprechend sollten wir noch ein bisschen demütig sein“, sagte Prokop und gab die optimale Punktausbeute in der Vorrunde als erstes Teilziel aus.
Das wird schwer genug. Denn mit Montenegro, dem WM-Dritten Slowenien (Montag/18.15 Uhr) und Mazedonien (Mittwoch/18.15 Uhr) wartet eine sportlich zwar absolut machbare Vorrundengruppe. Doch wegen der geographischen Nähe zu Kroatien dürfte die Atmosphäre in der 15.000 Zuschauer fassenden Arena in Zagreb zu einer zusätzlichen Herausforderung werden.
„Wir werden in der Vorrunde auf Gegner treffen, die mit unheimlich viel Nationalstolz spielen. Dann müssen wir in Drucksituationen das richtige machen“, sagte Prokop: „Wir dürfen unser Ziel nicht aus den Augen verlieren, dort mit der maximalen Ausbeute von vier Punkten rauszugehen. Das Fundament wird in der Vorrunde gelegt.“
Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Turnier könnten kaum besser sein, denn im Gegensatz zum Titelgewinn vor zwei Jahren sind alle Leistungsträger an Bord. Und die Motivation, das unrühmliche Achtelfinal-Aus bei der WM vor Jahresfrist in Frankreich vergessen machen zu wollen, ist groß. „So stark war das Team selten besetzt. Wir haben uns alle weiterentwickelt, deshalb sehe ich uns stärker als vor zwei Jahren“, sagte Kreisläufer Patrick Wiencek.
Das muss das Team nun vor einem Millionenpublikum beweisen. Denn nach dem TV-Blackout bei der WM vor einem Jahr, als im letzten Moment ein Verbandssponsor für die Live-Übertragungen der DHB-Spiele eingesprungen war, kehren die deutschen Handballer mit dem EM-Auftakt am Samstag ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zurück. „Alle sind heiß aufs Turnier“, sagte Teammanager Oliver Roggisch: „Die Jungs haben immer gute Laune, und jetzt freuen sie sich auf den Start.“
Bild: Sascha Klahn
Text: DHB