In konstruktiver Atmosphäre kam am Samstag der Bundesrat des Deutschen Handballbundes in Hamburg zu seiner Herbstsitzung zusammen. Zuvor hatten bereits das DHB-Präsidium sowie die Regional- und Landesverbände getagt. „Auf unserem gemeinsamen Weg für Handball-Deutschland sind wir weiter vorangekommen.
Der einstimmig beschlossene Umbauplan ist ein klares Signal“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann, der nach seiner Wahl am 26. September erstmals eine Bundesratssitzung leitete.
Bereits bei seiner Klausurtagung Ende Oktober in Hamburg beschäftigte sich das DHB-Präsidium mit dem Arbeitsprogramm „Perspektive 2020 – dem deutschen Handball eine Zukunft geben“, um dieses gemeinsam mit Landes- und Ligaverbänden zu entwickeln und fortzuschreiben. Hinsichtlich struktureller Änderungen verabschiedete der Bundesrat in Hamburg einstimmig einen Umbauplan sowie einen Zeitplan, der unter anderem in der Vorbereitung des Ordentlichen Bundestages im Herbst 2017 erforderliche Beschlüsse regelt.
Rolf Reincke, DHB-Vizepräsident Organisation und als solcher auch für die Finanzen zuständig, vermeldete positive Abschlüsse für 2013 und 2014 und kündigte einen solchen auch für das laufende Jahr an. Den Haushaltsplan für 2016 genehmigte der Bundesrat einstimmig. „Wir bewegen uns mit unserem Haushalt in Richtung sieben Millionen Euro, aber 2016 wird kein einfaches Jahr und ist auch aus Sicht der Haushaltsplaner eine sportliche Herausforderung, da wir uns eine Menge weiterer Themen vorgenommen haben“, sagte Reincke. Zu diesen zählen neben der erhofften Teilnahme beider Nationalmannschaften an den Olympischen Spielen unter anderem ein Nachwuchs-Schiedsrichter-Projekt, der Aufbau des Trainer-Centers und die weitere Entwicklung des Beachhandballs.
Wie Präsident Michelmann stellte auch Generalsekretär Mark Schober den Stand zur Frauen-Weltmeisterschaft 2017 vor. Wenige Tage zuvor waren in Leipzig die Spielorte vorgestellt worden. „Wir freuen uns schon jetzt auf die WM 2017“, sagte Schober. „Die Basis für eine erfolgreiche Veranstaltung ist geschaffen. Unsere Aufgabe wird es sein, mit unseren Partnern vor Ort, aber auch mit allen Vereinen und Verbänden, die Handball-Fans im In- und Ausland zu aktivieren. Wir wollen möglichst früh in den Ticketverkauf gehen, um die Arenen bestmöglich zu füllen.“
Für das Ressort Jugend, Bildung und Schule präsentierte Vizepräsident Georg Clarke dem Bundesrat beeindruckende Zahlen für das AOK Startraining und die damit verbundenen Grundschulaktionstage in den 22 Landesverbänden. „Mit unserem Gesundheitspartner AOK, den Landesverbänden, Vereinen und Schulen haben wir ein Leuchtturmprojekt geschaffen“, sagte Clarke. „Über 100.000 Grundschulkinder an mehr als 1500 Schulen sind mit Handball in Berührung gekommen. Das sind im Vergleich der vergangenen Jahren einmalige Werte.“
Dieses Leuchtturmprojekt ist eine der Antworten, die der Deutsche Handballbund auf die sinkenden Mitglieder- und Mannschaftszahlen gibt. Der DHB hat von 2001 bis 2014 45.676 Mitglieder verloren, die Zahl der Mannschaften ist von 2007/08 bis zur laufenden Saison um 4551 gesunken. Rückläufige Zahlen gebe es sowohl bei Kindern als auch bei den jungen Erwachsenen erklärte Clarke. „Erfolge des Leistungssports werden sich sicher mehr als positiv auswirken, aber es geht nicht nur um Mitgliedergewinnung, sondern auch um Entwicklung und den Erhalt unserer Mitglieder in der Jugend und bei den Erwachsenen. Darum handeln wir auf allen Ebenen.“ Der DHB ist zusammen mit den Landesverbänden beispielsweise über die erfolgreichen Grundschulaktionstage aktiv. Weitere Voraussetzungen zur Stärkung der Mitgliederzahlen sind bereits im Frühjahr mit einer angepassten Spielordnung geschaffen worden. In der DHB-Geschäftsstelle wird zudem eine zusätzliche Stelle geschaffen, um die Aufgaben Mitgliedergewinnung und Mitgliedererhalt verstärkt anzugehen. Federführend sind die Ressorts Jugend, Bildung und Schule sowie Amateur- und Breitensport. Es herrschte absolute Einigkeit, dass Gewinnung, Entwicklung und Erhalt von Mitgliedern zentrale Aufgaben des gesamten Handballsports sind.
Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport, berichtete über die Nationalmannschaften der Männer und Frauen und erläuterte wesentliche Aspekte in der teilweisen Neubesetzung des DHB-Trainerteams: „Wir versuchen, junge Trainer an den internationalen Spitzensport heranzuführen. Da sind wir auf einem wirklich guten Weg. Und es ging mit der Einstellung von Jochen Beppler zudem darum, den Leistungssport im Hauptamt auch mit weiterer wissenschaftlicher Kompetenz zu besetzen.“ Dies ermöglicht auch die Realisation des Trainer-Centers. Bundeslehrwart Michael Neuhaus wies auf die herausragende Bedeutung dieses Projektes hin und appellierte an den Bundesrat: „Traineraus- und -fortbildung muss für uns ein wichtiges, zentrales Zukunftsthema werden. Das Projekt Trainer-Center lebt von uns allen. Wenn Qualität und Angebot des Trainings in den Vereinen gut sind, kommen auch die Mitglieder.“
Eine Chance, neue Mitglieder zu bekommen, sieht der DHB in der Flüchtlingskrise. Michelmann betonte erneut den Willen des Handballsports zur Mithilfe bei der Integration, aber auch die Not der Vereine, deren Hallen als Flüchtlingsunterkünfte dienen: „Der Handballsport möchte sich für und mit den Flüchtlingen einbringen, aber dazu brauchen die Vereine auch ihre Hallen als Basis.“
Die Frauenkommission verfolgt ein gemeinsames Trainerinnenprojekt mit dem DOSB, der bereits am europäischen Projekt SCORE beteiligt ist. Andere nationale Verbände sind hierzu eingeladen; umgesetzt werden soll das Projekt im Juni 2016.
Der Bundesrat hat für die Bundesliga der weiblichen Jugend A zur Saison 2016/17 die Rückkehr weg vom Turnierspielbetrieb hin zu Einzelspielen beschlossen. Ein ebenfalls einstimmiges Votum gab es für den Antrag, in der Deutschen Meisterschaft der männlichen Jugend B zu Halbfinale und Finale in Hin- und Rückspielen zurückzukehren. Der geänderte internationale Kalender hat es ermöglicht, dem einhelligen Wunsch der Vereine schon in dieser Saison gerecht zu werden.
(DHB)